Krimis Plotten in DramaQueen

Spoileralarm: Wer den Küstenkrimi Der dunkle Sturm noch unvoreingenommen lesen will, sollte das tun, bevor er sich diesen Artikel durchliest, weil ich den Roman als Fallbeispiel gewählt habe!

Der folgende Artikel beinhaltet keine Grundlagenbedienung der Software DramaQueen, sondern wie ich das Programm zum Plotten meiner Kriminalromane verwende. Wer sich grundlegend damit beschäftigen will, sollte sich zuerst die Videos dazu ansehen => DramaQueen-YouTube-Videos

Es dürfte relativ leicht sein, sich in die Software einzuarbeiten. Ich finde sie jedenfalls, im Gegensatz zu manch anderen Schreibprogrammen, wirklich intuitiv und nutze die Pro-Version.

Bevor ich mit dem Plotten in DramaQueen anfange, brainstorme ich in Scapple, um eine (minimale) Basis zu haben, auf der ich während des Plottens aufbauen kann. Folgend ein aktuelles Beispiel eines meiner Küstenkrimis => Spoileralarm!

Zur Erklärung der einzelnen Punkte

Mordmotiv: Es macht Sinn, einen Kriminalroman vom Ende her zu denken.  Deshalb sollte man sich zuerst Gedanken machen, warum der Mörder sein Opfer um die Ecke bringen will, bevor man mit dem Schreiben beginnt. ‚Entdeckend‘ anzufangen kann später böse ins Auge gehen, wenn man mit keiner zufriedenstellenden Lösungen aufwarten kann.

Aktionen des Mörders: Was könnte der Mörder alles unternehmen, bis er erfolgreich ist? Vielleicht benötigt er mehrere Versuche oder spannt andere Figuren für seine Zwecke ein. Diese Überlegungen könnten später zu Hinweisen führen, die im Rahmen der Ermittlungen aufgedeckt werden oder weitere Ideen für den Plot liefern.

Red Herring: Die klassische falsche Spur. Meistens gibt es mehr als eine.

Abschnittsziel / Big Beat:

Jeder Akt hat ein Abschnittsziel, worauf die Ermittler hinarbeiten. Am Ende jedes Aktes (außer dem letzten) gibt es einen Big Beat. Also ein großes Ereignis, das die Handlung der Geschichte in eine andere Richtung treibt. Dieses Ereignis kann ein Twist in Form einer Offenbarung, Entdeckung oder auch Handlung sein etc.

Ein Abschnittsziel pro Akt festzulegen dient dazu, wie bereits oben erwähnt, die Figuren auf etwas hinzuarbeiten zu lassen. Dies ist meiner Meinung nach eine Voraussetzung, um am Ende des Abschnitts mit einem überzeugenden Twist aufwarten zu können.

Ganz unten hab ich den 4-Akter skizziert, um eventuelle Subplots zu umreißen oder mir Gedanken zu einem etwaigen übergreifenden Thema zu machen, falls es eines geben sollte, und einzelne Beats darauf abzustimmen. In diesem Fall gibt es keines.

Dafür aber einen Buddy-Plot zwischen meinen beiden Ermittlerinnen. Dieser setzt voraus, dass der eigentliche Partner meiner Protagonistin dieses Mal nach dem ersten Akt aus dem Spiel genommen wird und die beiden Frauen gezwungen werden, zusammenzuarbeiten (können sich anfangs nicht leiden; klassisch). Diese Voraussetzung erfordert also eine entsprechende Berücksichtigung in der Handlung, was ich in diesem Fall für einen Big Beat genutzt habe (mein Ermittler wird am Ende des ersten Aktes verletzt).

DramaQueen

In DramaQueen starte ich in der Konzeptansicht, die ich entsprechend vorbereitet habe. Im Artikel zur Story Structure erkläre ich ausführlich, warum ich in vier Akten denke. Diese hab ich hier ebenfalls als Basis etabliert und die Akte ‚Sequenzen‘ genannt. Kann man übrigens nennen, wie man will. Wichtig ist nur, dass mir vier Abschnitte zur Verfügung stehen, mit denen ich wie gewohnt arbeiten kann.

Ganz oben könnte man das Abschnittsziel eintragen, die einfachen Szenen sind meine Beats, die große am Ende der Big Beat.

Man könnte auch noch das Fenster ‚Anmerkungen‘ aktivieren, um weitere Details pro Szene zu erfassen. Die einzelnen Punkte kann man selbst definieren, ergo könnte man das Abschnittsziel auch irgendwo in diesem Fenster festhalten.

An dieser Stelle möchte ich noch anmerken, dass man in der Software DramaQueen auch über mehrere Bände plotten kann. Zum Beispiel eine Trilogie.

Außerdem kann man die einzelnen Szenen per Farben Storylines zuordnen. Zum Beispiel wie im ABC-Story-Structure-Modell, das ich in einem entsprechenden Artikel erläutert habe => ABC-Story-Structure

In meinem Fall hat meine Protagonistin immer die meisten Szenen (Gelb), gefolgt von ihrem Kollegen (Grün). Aber es können auch Storylines für andere Figuren erforderlich sein. Das hängt am Ende von der entsprechenden Geschichte ab.

Falls der Roman extrem lang wäre und mehrere Storylines beinhalten würde, kann man sich auch nur einzelne dieser Handlungsstränge anzeigen lassen. Das ist ziemlich nützlich, wenn man die Stränge am Stück überarbeiten will.

Zum Plotten an sich: Ich nehme mir für jeden Akt einen Tag Zeit. Danach noch mal einen, um die Handlung der vier Akte am Stück zu überprüfen / überarbeiten.

Nachdem der Plot steht, wechsle ich in DramaQueen auf die Erzählebene, dabei kann man das bisher Geschriebene, also die Texte der einzelnen Szenen, mit übernehmen lassen.

Danach schreibe ich einen Akt pro Woche, und plane einen Tag für die Überarbeitung ein. Zum Beispiel schreibe ich den jeweiligen Akt von Montag bis Donnerstag und überarbeite alles am Freitag.

Dabei muss man immer noch schwer mitdenken, weil man beim Plotten nicht alle möglichen Gedankengänge abdecken kann. Aber man hat wenigstens einen ungefähren Plan mit einem roten Faden, der relativ sicher zum Ziel führt, ohne am Ende im schlimmsten Fall alles über den Haufen werfen zu müssen.

DramaQueen bietet natürlich noch eine Menge weiterer Funktionen, die ich nicht behandelt habe. Aber dazu gibt es ja die oben erwähnten Videos.